Der Countdown für die NIS2-Richtlinie läuft
Im Rahmen der Aktualisierung der neuen NIS-Richtlinie gewinnen Sicherheitsbewusstseinstrainings für Führungskräfte und Mitarbeiter an zunehmender Relevanz. Wir haben mit NIS2 Experten und langjährigen Security Trainer Dipl.-Ing. Claus Fuchs gebeten, über die zentralen Aspekte dieser Schulungen und ihre Bedeutung für die Sicherheit von Unternehmen zu sprechen.
Die Aktualisierung der NIS-Richtlinie legt einen starken Fokus auf Schulungen für Führungsgremien und Mitarbeiter. Könnten Sie uns näher erläutern, warum diese Schulungen so wichtig sind?
Dipl.-Ing. Fuchs: Die NIS-Richtlinie stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung Verbesserung der Cybersicherheit dar, indem sie die Notwendigkeit betont, Führungsgremien und Mitarbeiter gleichermaßen für Sicherheitsfragen zu sensibilisieren. Führungsgremien spielen eine Schlüsselrolle bei der Festlegung von Sicherheitsrichtlinien und der Allokation von Ressourcen. Daher ist es entscheidend, dass sie ein tiefgehendes Verständnis für Cybersicherheitsrisiken und deren Auswirkungen auf die Organisation entwickeln. Gleichzeitig sind Mitarbeiter oft die erste Verteidigungslinie gegen Cyberangriffe. Durch Schulungen können sie lernen, potenzielle Bedrohungen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.
Was sind die gängigsten Methoden von Cyberkriminellen, um die Schwachstelle Mensch auszunutzen?
Dipl.-Ing. Fuchs: Cyberkriminelle passen ihre Taktiken kontinuierlich an, um die Schwachstelle Mensch auszunutzen. Phishing, Spear Phishing und Social Engineering sind Beispiele für Angriffsmethoden, die darauf abzielen, Mitarbeiter zu manipulieren und Zugriff auf sensible Unternehmensdaten zu erlangen. Durch gefälschte E-Mails und Websites versuchen sie, Vertrauen zu erwecken und die Opfer dazu zu bringen, vertrauliche Informationen preiszugeben. Besonders alarmierend ist die zunehmende Häufigkeit von Angriffen im Zusammenhang mit Remote-Arbeit, da dies neue Gelegenheiten für Cyberkriminelle bieten, ihre Opfer zu attackieren. Wie der aktuelle Human Risk Review 2024 zeigt, sind Phishing-Angriffe im „Remote Work“ bis zu dreimal erfolgreicher als im Büro. Mitarbeiter sind mehr denn je für den Schutz ihrer Geräte und Daten verantwortlich.
Und die wichtigsten Aspekte, die bei Security Awareness Trainings berücksichtigt werden sollten?
Dipl.-Ing. Fuchs: Es gibt mehrere Kernelemente, die bei der Gestaltung von Security Awareness Trainings berücksichtigt werden sollten. Erstens sollten die Trainings zeitgemäß und motivierend sein, um die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter zu gewinnen. Gamification, also die Integration spielerischer Elemente wie Wettbewerbe und Belohnungen, kann dabei helfen, das Lernen unterhaltsam zu gestalten. Zweitens sollten die Trainings in kurze, leicht verdauliche Einheiten aufgeteilt werden, um eine Überforderung zu vermeiden und eine kontinuierliche Weiterbildung zu ermöglichen. Drittens ist es wichtig, dass die Trainings auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen des Unternehmens zugeschnitten sind, um eine maximale Relevanz für die Mitarbeiter zu gewährleisten.
Wie erzielen Sie die besten Lernerfolge?
Dipl.-Ing. Fuchs: Eine abwechslungsreiche und ansprechende Präsentation mit visuellen Hilfsmitteln wie Grafiken, Videos oder interaktiven Präsentationen kann die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf sich ziehen und das Lernen erleichtern.
Des Weiteren ist die Möglichkeit zur individuellen Anpassung der Schulungen von Bedeutung. Wenn die Teilnehmer die Möglichkeit haben, den Lernfortschritt an ihr eigenes Tempo anzupassen oder spezifische Themen auszuwählen, die für sie besonders relevant sind, fühlen sie sich stärker in den Lernprozess eingebunden und motiviert, sich aktiv zu beteiligen. Wir müssen sicherstellen, dass Mitarbeiter nicht nur über die neuesten Sicherheitsrichtlinien informiert sind, sondern auch motiviert und engagiert sind, einen aktiven Beitrag zur Sicherheit der Organisation zu leisten.
Wie kann die Wirksamkeit von Security Awareness Trainings gemessen werden?
Dipl.-Ing. Fuchs: Die Wirksamkeit von Security Awareness Trainings kann auf verschiedene Weise gemessen werden. Eine Möglichkeit besteht darin, die Anzahl der gemeldeten Sicherheitsvorfälle vor und nach den Schulungen zu vergleichen, um festzustellen, ob es einen Rückgang gibt. Außerdem können Feedback-Umfragen unter den Mitarbeitern durchgeführt werden, um ihre Wahrnehmung der Schulungen und ihr Sicherheitsbewusstsein zu bewerten. Darüber hinaus können Unternehmen Phishing-Simulationen durchführen, um zu testen, ob die Mitarbeiter die in den Schulungen vermittelten Konzepte tatsächlich anwenden können.
Dipl. Ing. Claus Fuchs führt regelmäßig Security Awareness Trainings durch und geht dabei insbesondere auf die Anforderungen und Bedürfnisse von KRITIS-Branchen wie dem Energiesektor und Gesundheitswesen ein.